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Rückenschmerzen verstehen

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Rückenschmerzen – eine „Volkskrankheit“ mit vielfältigen Ursachen

Rückenschmerzen zählen zu den sogenannten Volkskrankheiten. Tatsächlich leiden fast 80 % aller Deutschen mindestens einmal in ihrem Leben unter Rückenschmerzen. Bei der Häufigkeit ihres Auftretens wundert es jedoch, wie wenig wir eigentlich über sie wissen. Von den Ursachen über die Behandlung bis hin zur Vorsorge halten sich viele Mythen und Thesen, die längst als überholt gelten und im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass wir, anstatt alles richtig zu machen, es nur noch verschlimmern.

(Quelle: Robert-Koch-Institut, Statistisches Bundesamt, 2006)

Rückenschmerzen – Muskeln, Nerven und Bandscheiben im Zusammenspiel

Unser Rücken ist eine komplexe Konstruktion aus Nerven, Muskeln, Knochen und den Bandscheiben. Das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten kann sich unterschiedlich stark auf verschiedenste Bereiche im Körper auswirken. So werden Schmerzen erzeugt, deren Ursache nicht immer die Bandscheibe ist. Oft ist beispielsweise ein Ungleichgewicht der muskulären Belastung ein einfacher Grund für akute Schmerzen.

Dr. Gerd Müller, Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin klärt im Gespräch mit Stefanie Conzelmann (Leiterin Forschung & Entwicklung, Beiersdorf AG) über die Ursachen, Auswirkungen, aber auch über Lösungsansätze bei Rückenschmerzen auf.

Rückenschmerzen – nicht immer ist die Bandscheibe schuld

Die menschliche Wirbelsäule ist im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende und stabile Konstruktion. Zu glauben, diese sei per se für quälende Rückenschmerzen verantwortlich, ist trügerisch. Nur in wenigen Fällen liegt eine ernsthafte Erkrankung der Wirbelsäule vor. Dann ist selbstverständlich Vorsicht geboten und ärztlicher Rat dringend erforderlich.
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Stärken Sie ihren Rücken dauerhaft - das ist der beste Schutz gegen Schmerzen, auch im Alltag.
Wenn Sie leichte Rückenschmerzen verspüren, kann das zum Beispiel an einem untrainierten Rücken oder einer falschen Sitzhaltung liegen. Aber auch äußere Faktoren wie Alltags- oder Berufsstress können definitiv Einfluss auf Ihren Rücken haben.

Mehr über die Ursachen von Rückenschmerzen erfahren Sie unter „Schmerzen im Rücken – die Ursachen“.

Mythen über Rückenschmerzen

Nicht jeder Rat ist ein guter Rat. Auf welchen Sie weiterhin vertrauen und welchen Sie ab heute meiden sollten, erfahren Sie hier.

Ich kann nichts dagegen tun!

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Sport, wie Gymnastik oder Yoga, stärkt den Rücken.
Doch, das können Sie! Natürlich benötigt jeder Patient seine individuelle Diagnose und Lösung. Wer unter Rückenschmerzen leidet, braucht ein individuell angepasstes, medizinisch abgestimmtes Behandlungs- und Therapiekonzept. Ein wichtiger Aspekt ist für viele Patienten der Sport, zum Beispiel in Form von Gymnastik oder rückenstärkendem Krafttraining. Beginnen Sie nach Absprache mit Ihrem Arzt oder Therapeuten mit einem täglichen Programm, fangen Sie mit wenigen Übungen an und versuchen Sie, Ihre sportliche Leistung langsam zu steigern.
Aber Vorsicht: Tritt keine Linderung ein oder verschlimmern sich Ihre Beschwerden, sollten Sie unbedingt erneut einen Arzt oder Therapeuten konsultieren, um weitere oder alternative Therapiemöglichkeiten zu besprechen.

Akute Beschwerden: Ich muss mich sofort ruhigstellen, dann verschwindet der Schmerz

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Rückenschmerzen bremsen uns im Alltag aus - bleiben Sie dennoch in Bewegung, denn Stärkung bedeutet Vorbeugung.
Bei akuten Schmerzzuständen, wie zum Beispiel Hexenschuss, oder einer Überlastung des Rückens hilft Schonung als erste Sofortmaßnahme tatsächlich gegen die Schmerzen. Nichtsdestotrotz dauert diese Akut-Phase normalerweise nicht länger als ein paar Tage an. Um nachhaltig gegen Rückenschmerzen vorzugehen, sollten Sie die Rückenmuskeln stärken und Bewegung in Ihren Alltag integrieren. Denn Rücken- und Bauchmuskeln gleichmäßig zu beanspruchen, kann die Heilung beschleunigen und zukünftige Verletzungen verhindern. Fragen Sie Ihren Arzt, welche Übungen oder welche Sportarten für Sie und Ihre Beschwerden ideal sind.

Wer Sport treibt, bleibt von Rückenschmerzen verschont

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Gezielte Dehnübungen und Muskelaufbau-Training können Rückenschmerzen vorbeugen.
Nicht ganz. Selbst für sehr sportliche Menschen gibt es keine Garantien: Auch sie bekommen hin und wieder Rückenschmerzen. Aber wer gut in Form ist, leidet weniger häufig und weniger heftig. Treten die Schmerzen immer wieder auf, sollten Sie einen Arzt um Rat fragen.

Grundsätzlich gilt: Regelmäßiges Training, das sowohl Übungen zur Kräftigung der Muskulatur als auch entspannende Dehnungsübungen umfasst, ist der beste Schutz gegen Rückenprobleme.

Wenn der Rücken wehtut, ist es meistens etwas Schwerwiegendes

Fast jeder bekommt in seinem Leben Rückenschmerzen. In rund 90% der Fälle haben diese aber keine schwerwiegende oder gefährliche Ursache. In der Regel verschwinden akute Schmerzzustände innerhalb weniger Tage wieder. Aber: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Rückenschmerzen immer mal wieder auftreten.

Die Bandscheibe ist schuld

Veränderungen an den Bandscheiben kommen häufig vor, stehen aber oft nicht mit der Stärke der Schmerzen im Zusammenhang. Viele Veränderungen der Bandscheibe sind zudem auch altersbedingt und so normal wie graue Haare. Das muss aber nicht bedeuten, dass Sie unter Beschwerden leiden müssen.
Bei mehr als 50 % der 35-Jährigen zeigen sich bereits Abnutzungen der Bandscheibe. 40 % der 40-Jährigen und 50 % der 50-Jährigen haben erste Bandscheibenschäden. Oft haben die Betroffenen keinerlei Beschwerden.

Bei falscher oder zu starker Belastung wird der Rücken beschädigt

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Ihr Körper hält viel aus, auch den schweren Einkaufskorb – wenn Sie es nur richtig angehen.
Die Wirbelsäule ist eines der stabilsten Konstruktionselemente des Körpers.

Die Lendenwirbelsäule besteht aus soliden Knochen und bekommt durch die Bandscheiben und die Wirbelgelenke sowohl Festigkeit als auch Beweglichkeit. Für zusätzliche Stabilität sorgen kräftige Sehnen und Bänder sowie starke Muskeln. Die Wirbelsäule kann zum Beispiel mit bis zu
1,5 Tonnen Gewicht belastet werden, ohne Schaden zu nehmen. Treten Beschwerden auf, ist das häufig eher auf eine untrainierte Rumpfmuskulatur zurückzuführen.

Dagegen können Sie ganz pro-aktiv vorgehen: Trainieren Sie regelmäßig und stärken Sie Rücken- und Bauchmuskeln.

Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen

Nicht in allen Fällen findet man eine eindeutige Ursache für Rückenschmerzen. Oft stehen Rückenschmerzen im Zusammenhang mit der Muskulatur: Ist diese untrainiert, ist sie folglich weniger belastbar und somit anfälliger für Verspannungen, Schmerzen und Verhärtungen der Muskulatur. Auch eine Überlastung oder einseitige Fehlbelastung der Muskulatur – zum Beispiel beim Bücken, beim Heben, bei der Gartenarbeit oder bei ungewohnten Anstrengungen – kann plötzliche Schmerzen auslösen und zu eingeschränkter Beweglichkeit führen. Im Volksmund spricht man dann von einem steifen Rücken – Bewegungen sind mit erheblichen Schmerzen verbunden und die Betroffenen können sich nur schwer aufrichten oder vorbeugen. Oft ist die akut verspannte und verhärtete Muskulatur spür- und tastbar.

Mehr über die Ursachen von Rückenschmerzen erfahren Sie unter „Schmerzen im Rücken – die Ursachen“.

Ein bekanntes Beispiel: der Hexenschuss

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Wenn jede Bewegung wehtut – der Hexenschuss ist die bekannteste Form der Rückenschmerzen.

Es gibt unterschiedliche Bezeichnungen für Rückenschmerzen. Als Hexenschuss werden im Volksmund plötzliche Kreuzschmerzen bezeichnet – der medizinische Fachausdruck lautet "Lumbago" oder "Lumbalgie". Ein Hexenschuss kann unterschiedliche Ursachen haben. Er kann zum Beispiel auftreten, wenn die Rückenmuskulatur geschwächt ist und dann eine ungeschickte ruckartige Bewegung ausgeübt wird. Manchmal kann der Hexenschuss auch die Folge eines Bandscheibenverschleißes oder eines gereizten Ischiasnervs sein. Ein Indiz für einen gereizten Ischiasnerv ist zum Beispiel ein ausstrahlender Schmerz in die Beine. Der Hexenschuss zeichnet sich also durch eine Vielzahl möglicher Ursachen und individuell sehr unterschiedlicher Verläufe aus. In der Regel lassen die Beschwerden bei einem einfachen Hexenschuss nach einigen Tagen nach.

In welchen Fällen oder bei welchen Symptomen Sie den Arzt aufsuchen sollten, finden Sie direkt im nächsten Abschnitt. In der Regel kann der Arzt bereits anhand der Krankengeschichte, der Symptome, des Verlaufs der Beschwerden sowie nach einer körperlichen Untersuchung eine Diagnose stellen.

Rückenschmerzen: Wann Sie zum Arzt gehen sollten

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Schmerzt der Rücken schon länger? Dann sollten Sie einen Arzt konsultieren.
Treten Rückenschmerzen auf, nachdem Sie sich eine Verletzung zugezogen haben, oder sollten Sie unter folgenden Symptomen leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt konsultieren.
  • Rötungen, Schwellungen, Überwärmung, begleitendes Fieber
  • Starke Schmerzen, anhaltende Beschwerden
  • Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen
  • Begleitende neurologische Beschwerden wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln
  • Kontrollverlust bei Stuhlgang oder Wasserlassen
  • Lähmung in Armen oder Beinen

Der Bandscheibenvorfall

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Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben.
Damit unser Körper ausreichend gestützt wird und gleichzeitig flexibel bleibt, besitzt unsere Wirbelsäule Wirbelkörper und Bandscheiben. Im Inneren der Bandscheiben befindet sich der "Gallertkern", der von einem Faserring umgeben ist. Mit zunehmendem Alter sinkt der Wassergehalt und somit die Elastizität der Bandscheibe. Bekommt der Faserring Risse, kann sich der Gallertkern nach außen vorwölben und drückt dann gegen Nerven am Rückenmark. Es  kann zu Schmerzen, Lähmungen und Gefühlsstörungen kommen.

Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollten Sie direkt mit einem Arzt sprechen.
Rückenschmerzen im Griff
Da Rückenschmerzen häufig auf ein muskuläres Problem zurückzuführen sind, können Sie selbst aktiv Ihren Rücken fit halten. Trainieren Sie Ihren Rücken, bewegen Sie sich ausreichend und führen Sie spezielle Übungen durch, die Ihren Rücken stärken.

Im Bereich „Rückenschmerzen vorbeugen“ haben wir für Sie Tipps und Übungen zusammengestellt.

Rückenschmerzen in Zahlen

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in Deutschland. Hier finden Sie wichtige Daten und interessante Fakten über die Volkskrankheit:

Mindestens 80 % der Bevölkerung leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen.
(Quelle: Robert-Koch-Institut, Statistisches Bundesamt, 2006)

 

Mindestens 65,5 % der deutschen Frauen und mindestens 57,5 % der deutschen Männer leiden pro Jahr an Rückenschmerzen.
(Quelle: Robert-Koch-Institut, Statistisches Bundesamt, 2006)

 

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Bei 49 % der 11- bis 17-Jährigen liegen Rückenschmerzen an dritter Stelle hinter Kopf- und Bauchschmerzen.
(Quelle: Ellert et al., 2007 (Dt. Kinder- und Jugendgesundheitssurvey, KiGGS)

 

Rücken- und Nackenschmerzen verursachen schätzungsweise 15–20 Mrd. Euro Kosten pro Jahr.
(Quelle: Bolten et al., 1998)

 

Dabei liegen die indirekten Kosten durch Produktionsausfall etc. bei 60–70 % dieser Kosten.
(Quelle: Bolten et al., 1998)

 

Von 100.000 Erwachsenen hatten in den letzten 12 Monaten:

 

  • 62.000 Rückenschmerzen, davon
  • 12.000 chronische Rückenschmerzen (länger als 3 Monate), davon haben
  • 9.000 einen Arzt aufgesucht,
  • 500 einen Krankenhausaufenthalt gehabt und
  • 300 eine Operation erhalten.

(Quelle: Gesundheitspfad Rücken der Bertelsmann-Stiftung)


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Mehr zu den Ursachen von Rückenschmerzen erfahren Sie hier.
Wie Sie Rückenschmerzen vorbeugen können, haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Und was Sie tun können, wenn die Rückenschmerzen akut sind, lesen Sie hier.

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